‚Da nimmst ein paar Brettl und einen Papp’ndeckel und dann baust du’s zusammen und dann spielt es‘, so bringt Alois Blüml seine Kunst des Drehorgelbauens auf einen kurzen Nenner. In einem alten Bauernhaus, dem Zacherlhof im Chiemgau, steht alles voller merkwürdiger Gegenstände, Kisten, Kästen, Vogelkäfige, Gläser, manches sieht eher nach Gerümpel aus, aber alles hat irgendwie mit Musik zu tun. Mittendrin sitzt der Meister und dreht an einer Kurbel und die schönsten Melodien erklingen.
Zu ihm kommen alle: Sammler, Museen und solche, die einfach nur seine Werke bewundern. Er gilt als ‚Kapazität‘ in der Drehorgelszene. Wenn er erzählt, kann es passieren, dass er sich ganz unvermittelt ans Klavier setzt, um eine musikalische Erklärung zu untermalen, dann fliegen seine Finger nur so über die Tasten.
Die ‚Salon-Ariston‘ baut er wieder, den ‚Tanzbär‘ und wie sie alle heißen, die verschiedenen Drehorgeln. Noch bevor das Grammophon erfunden war, gab es Ende des 19. Jahrhunderts Hunderttausende dieser Kästen in den bürgerlichen Haushalten. Eine Lochscheibe von einem knappen halben Meter wurde in Drehung versetzt und sorgte für mechanische, musikalische Unterhaltung.
Alois Blüml ist Meister in vielen Disziplinen: Konstrukteur, Schreiner, Schweißer, Dreher. Seine wichtigste Eigenschaft aber ist die nie endende Geduld. Blasebälge, Walzen und über 500 kleine Einzelteile montiert er in ein fein poliertes Holzgehäuse. Eine gute Woche vergeht, bis alles so funktioniert, wie es dem hundert Jahre alten Vorbild entspricht.
Auch das, was früher den besonderen Reiz dieser ‚Musik-Maschinchen‘ ausmachte, die auswechselbaren Lochscheiben oder -streifen, kann Alois Blüml wieder herstellen. Da sitzt er dann auf seinem Dachboden und stanzt den Wunschhit des Kunden in ein endlos ausgerolltes Papierband. Natürlich musste er ihn vorher am Klavier in die ‚Sprache‘ der Drehorgeln umsetzen, was wieder einige Tage in Anspruch nimmt.
Dass sie trotzdem eine gemeinsame Wurzel haben, der MP3-Player unserer Tage, bei dem ein Mausklick genügt, um ein neues Stück zu spielen, und die Ariston, fasziniert und gibt der alten Drehorgel überraschende Aktualität.

  • Regie und Buch Rüdiger Lorenz
  • Kamera Angela Witt
  • Ton Florian Geierstanger
  • Redaktion Jörg M. Schmid
  • Jahr 2005
  • Erstausstrahlung 1. Januar 2006, 17:30 Uhr im Bayerischen Fernsehen